Chronik / Tracht

Vorspann
Die Musikkapelle Gelting e. V. kommt aus der Gemeinde Pliening (Gelting ist Ortsteil). Die Gemeinde Pliening liegt östlich von München und ist die nordwest-lichste Gemeinde des Landkreis Ebersberg. Pliening wurde 813 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und vereinzelte prähistorische Funde beweisen die Anwe-senheit von Menschen bis in die Jungsteinzeit (3.500 v. Chr.) für das gesamte Gemeindegebiet. Die gemeinde Pliening hat mit rund 240 ha einen großen Anteil am Speichersee, der als Vogelparadies mit ca. 300 festgestellten Arten Bedeu-tung für ganz Europa gewonnen hat und in das FFH Gebiet mit aufgenommen wurde. In den Ortsteilen Gelting, Pliening, Landsham, Ottersberg sowie in den Weilern und Einöden Geltinger Au, Unterspann, Gigging, Gerharding und Erlmüh-le leben etwas mehr als 5.000 Einwohner. Eine Vielzahl von Vereinen (rd. 40) be-leben das Geschehen und die Kultur in der Gemeinde. Es ist was los in Pliening.

Die Musikkapelle Gelting ist noch ein sehr junger Verein. Sie wurde 1991 gegründet und zählt zur Zeit insgesamt 200 Mitglieder. 65 musizieren aktiv, wobei die Stammmannschaft rund 45 Musikerinnen und Musiker umfasst. Es ist eine gemischtes Orchester und setzt sich zum überwiegenden Teil aus jugendlichen MusikantenInnen zusammen. Dies kommt auch im Durchschnittsalter von 25 Jahren zum Ausdruck. Die Musikkapelle ist von ihrer Besetzung her ein Blasor-chester. Sie treten bei kirchlichen Veranstaltungen, Brauchtumsfesten sowie bei Festzügen lokal wie auch überregional auf. Ihr musikalisches Repertoire reicht von der konzertanten, unterhaltenden sowie traditionellen und zeitgenössischen Blasmusik bis zu Musikstücken bzw. Titeln aus Film, Musical und Poppbereich. Rund 60 Auftritte hat das Blasorchester pro Jahr zu bewältigen.

Gründung
Die Musikkapelle Gelting wurde am 17.2.1991 auf Initiative von Günther Schuler sen. und jun. im Schulerstüberl in Pliening gegründet. Ziel des Vereins ist es, „die Erhaltung und Förderung der Kultur” und Blasmusik auf Vereins- und Verbandsebene sowie bei öffentlichen Veranstaltungen zu betreiben und vor allem die Jugendarbeit zu fördern. 1994 war die Jugend der Musikkapelle Gelting auch Gründungsmitglied der Bläserjugend im MON. Diese eigene Abteilung – “Musikerjugend in der Musikkapelle Gelting e.V.”- im Verein hat sich auch eine eigene Jugendordnung gegeben. Die Musikerjugend bietet den jungen Menschen zwischen 8 und 27 Jahren soziale, kulturelle und musikalische Tätigkeitsfelder. Dazu organisiert sie Aktivitäten zur sportlichen und geistigen Betätigung, zur Pflege der Kameradschaft, des Brauchtum, zum Einüben demokratischer Strukturen, zum Kennenlernen und der Zusammenarbeit mit anderen Jugendorganisationen. Noch im gleichen Jahr wurde die Musiker-jugend der Musikkapelle Gelting e.V. in den Kreisjugendring Ebersberg aufgenommen. Als Jugendsprecher fungieren derzeit als Erster Sebastian Scherer (Tuba) und als Zweite Stephanie Rittler (Klarinette), welche auch als Ausbilderin in der Musikkapelle tätig ist.

Als Dirigent steht seit Anbeginn Günther Schuler jun. zur Verfügung. Er hat den Dirigenten-lehrgang mit Erfolg abgeschlossen und hat 1996 die staatliche Anerkennung als Dirigent im Laienmusizieren durch das Bayerische Kultusministerium erhalten. Im Bezirk München beklei-det Dirigent Günther Schuler jun. das Amt des Bezirksjugendleiters. Den Vereinsvorsitz hat ebenfalls seit Anbeginn Günther Schuler sen. (Tubabläser) inne. Als dessen Stellvertreter wirkt ebenfalls aktiv in der Kapelle (Trommler, Bass) Franz Burghart mit.

Die Anfänge
Ihren ersten Auftritt hatten die Musiker am 16.6.1991. Seit dieser Zeit hat die Geltinger Blaskapelle das dörfliche Leben in Pliening bei vielen kirchlichen und weltlichen Feiern bereichern können. Darüber hinaus erfreuen sie auf unzähligen Festen und Auftritten außerhalb der Gemeinde die Freunde der Blasmusik mit ihren Melodien. Höhepunkt für die Spieler war die Teilnahme am Gemeinschaftschor mit 1000 Musikanten am 6.7.1992 beim Weltwirtschaftsgipfel im Nymphenburger Schloßpark in München sowie die regelmäßigen Teilnahmen am 7,5 km langen Trachten- und Schützenumzug zur Wiesn in München. Ein besonderes Schmankerl war der Ausflug in den Schwarzwald im Herbst 1998 und der Besuch der Musikfreunde von der Musikkapelle Harmonie in Schuttern/Friesenheim. Im September 1999 trat die Musikkapelle bei den “Blasmusikgrüßen aus Voralberg” anlässlich der 51. Dornbirner Herbstmesse in Dornbirn auf. Das Highlight in dem jungen Vereinsleben der Musikkapelle Gelting war die Ausrichtung des 21. Bezirksmusikfestes des Bezirks München im MON im Mai 2001 mit zahlreichen Festivitäten (Festgottesdienst, Festabend, Festakt, Sternmarsch, Musikkapellenwettstreit) und Wertungsspielen, Festzug und Gemeinschaftschor. Gemeinsame Auftritte und Veranstaltungen, wie Starkbierfeste, Bayerische Abende, mit dem Trachtenverein Stoabergler Gelting und der Plieninger Theaterbagasch, sowie das Neujahrsanblasen und die Kirchenkonzerte sind bereits Tradition geworden

Wie es weiter ging
Einen besonderen Anreiz für die Aktiven und für den Dirigenten als Zensur für den Leistungs-stand der Kapelle, festgestellt von einer unabhängigen Jury, sind die Wertungsspiele bei den Bezirks- bzw. Bundesmusikfesten. Bereits achtmal nahm das Geltinger Blasorchester an Kon-zertwertungsspielen teil und die Ergebnisse können sich sehen lassen..

Von den Musikerinnen und Musiker der Kapelle Gelting besitzen bereits 32 das Leistungsabzei-chen in Bronze (D1) – 11 das Leistungsabzeichen in Silber (D2) – 4 weitere das Musikerleis-tungsabzeichen in Gold.

Die Musikkapelle Gelting ist auch überregional tätig. Auf Grund der reichlichen Aktivitäten des Vereins und der zentralen Lage, wird der Musikkapelle Gelting seitens des Musikbundes von Ober- und Niederbayern immer wieder als Austragungsort für den überregionalen Kammermu-sikwettbewerb und Solo-/Duowettbewerb auserwählt und der Musikkapelle Gelting die Durch-führung derselben übertragen. An den Wettbewerben nehmen Musikgruppen aus ganz Ober- und Niederbayern teil. Die Musikkapelle Gelting konnte dabei schon mehrfach Verbandssieger und Teilnehmer beim Landesentscheid stellen.

Seit 1995 veranstaltet die Musikkapelle immer am Vorabend zum Muttertag sein Muttertags-konzert, das immer unter ein besonderes Motto gestellt wird. 1999 wurde dank guter Sponso-ren die erste und momentan auch einzige CD aufgenommen. Wird auch in Münsing zum Kauf angeboten.

Stolz ist die Musikkapelle auch auf ihren Probenraum. Seit 2002 haben sie ihr Domizil in her-vorragend ausgebauten Räumlichkeiten im Untergeschoss des Bürgerhauses, das im selben Jahr feierlich eingeweiht worden ist. In diesem Haus sind Vereine untergebracht und im Bürger-saal steht ein Veranstaltungsort für rund 400 Personen für die Vereine in ausgezeichneter Qualität zur Verfügung.

Wie die Musikerinnen und Musiker der Musikkapelle zu ihrer Tracht kamen.

Im Februar 1991 wurde die Musikkapelle Gelting e. V. gegründet, und bereits im Juni desselben Jahres hatten die Musikerinnen und Musiker ihren ersten musikalischen Auftritt beim 45- jährigen Gründungsfest des Trachtenvereins „Stoabergler Gelting “ in Pliening. Das Bild für den Betrachter war sehr unterschiedlich, haben sich doch die Mehrzahl an Jugendlichen zusammen gefunden, um unter der Leitung von Dirigent Günther Schuler jun. gemeinsam Musik zu machen. Die Älteren im Trachtenanzug bzw. im Dirndl, aber insgesamt sehr farbig durchgemischt, mit den unterschiedlichsten Schu-hen, traten sie an bei ihren Auftritten. Die Farben waren sehr gewagt, die Festlichkeit der Kleidung ließ oft zu wünschen übrig; so entschloß man sich bald, vor den Auftritten, sich entsprechend bezüglich der Kleiderordnung abzusprechen.

Im Laufe der Zeit mehrten sich die Auftritte, die Kontakte zu anderen Musikkapellen wurden hergestellt, und so wurde der Ruf nach einer eigenen „Tracht“ laut. Günther Schuler sen. nahm die Gelegenheit beim Schopf und forcierte von nun an zeilstrebig die Anschaffung einer Heimattracht für die Musikkapelle. Bei der Mitgliederversammlung am 14. 2. 1993 stellte er dieses Vorhaben zur Diskussion. Man war sich einig, daß die Musikerinnen und Musiker ein einheitliches Outfit erhalten sollten, bloß wie sollte die Tracht im Detail ausschauen und wer finanziert sie? Trotz vieler ungeklärter Fragen wurde seinerzeit beschlossen, eine Tracht anzuschaffen. Günther Schuler und seine Frau Karin waren bereit, die Vorarbeiten dazu zu leisten und für sich erst einmal eine Mustertracht anfertigen zu lassen.

Der Wunsch und Wille waren also vorhanden, nur das „Wie“ machte immer noch Kopf-zerbrechen. Hilfreich erwiesen sich die Gespräche und umfangreiche Diskussionen mit dem oberbayerischen Bezirksheimatpfleger Stefan Hirsch. Dieser kompetente Fach-mann, der sich in den Münchner Archiven gut auskennt und bei vielen Trachtenbe-schaffungen bereits mitgewirkt hat, half bei der Recherche bereitwillig. Eine alte Votiv-tafel in der Geltinger Kirche gab den entscheidenden Hinweis. Das aus dem Jahre 1748 stammende Gemälde zeigt eine Tracht, die als historischer Vorläufer in Frage kam. Berücksichtigt man, daß der Maler selber zwischen dreißig und vierzig Jahre alt war, als er das Gnadenbild malte, dann reicht die Darstellung eventuell bis in die Zeit vor die Jahrhundertwende zurück. Zusammen mit den Erhebungen und Informationen, die Stefan Hirsch in den Archiven machte, ergab sich ein hinlänglich genaues Bild, wie die Geltinger Tracht in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgesehen hat.

Angesicht dieser handfesten Forschungsarbeiten des Bezirksheimatpflegers wollte Schuler Günther sen. die Angelegenheit nicht mehr dem Zufall überlassen. Überzeugt davon, daß man mit greifbaren Tatsachen mehr zu Wege bringt als mit bloßen Abbil-dungen, begab er sich auf die Suche nach geeigneten Trachtenschneidern, Hutma-chern und Schustern, die vom traditionellen Handwerk noch eine Ahnung hatten. In langwieriger Sisyphusarbeit fand er die entsprechenden Meister, die ihm und seiner Frau ein historisches Festtagsgewand schneiderten und die dann auf die Musikkapelle übertragen werden sollte. Der Prototyp der Männertracht wurde von Herrn Franz Eder, Dachau und der der Frauentracht von der Firma Tracht und Heimat, Frau Ursula Fröh-mer, München gefertigt.

Bereits ein halbes Jahr später wurde die Mustertracht, am 19.8.1993, in der Gemein-dekanzlei der Gemeinde und der Presse vorgestellt. Die exklusiv hergestellte Tracht fand bei allen eine positive Resonanz. Nun galt es, diese Prototypen, die nicht gerade billig herzustellen waren, den Eltern der Musikanten und Mitgliedern schmackhaft zu machen und die Vorzüge herauszustellen, daß sie einer Anschaffung in dieser Form zustimmten. Unterstützt vom Bezirksheimatpfleger Hirsch und motiviert durch diese exklusiven Musterstücke hatte es G. Schuler nicht schwer, die Mitglieder, trotz ausführ-licher und sachlich geführter Diskussion über die Ausführung und der zu verwenden-den Materialien, für ein „ JA „ zu gewinnen. Seine Devise war immer: Nur eine echte Tracht hat einen Wert. Entgegen kam ihm, und das hat das „JA“ der Mitglieder in der Mitgliederversammlung am 28. November 1993 sicher erleichtert, die Zusage der För-derung bzw. Bezuschussung der Tracht durch den Landesverein für Heimatpflege und der Gemeinde Pliening . Aber auch die Eltern der Musiker waren finanziell gefordert. Sie taten ihr Bestes und unterstützten die Anschaffung der Heimattracht durch zinslose Darlehen und auch durch Spenden. Ortsansässige Firmen und Geschäfte, sowie För-derer, ließen es sich nicht nehmen und trugen auch ihr Scherflein, durch größere und kleinere Spenden, bei. Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch der Eigenanteil der Mu-sikerinnen und Musiker, die durch ihre zahlreichen musikalischen Auftritte in den ver-gangenen Jahren, ebenfalls nicht unerheblich, zur Finanzierung ihrer Tracht beigetra-gen haben bzw. immer noch beitragen.

Somit war der Grundstock gelegt, und das Vorhaben konnte in Angriff genommen wer-den. Vorsitzender Günther Schuler und seine Frau Karin ließen nun nicht mehr locker, und die Herstellung mußte nun schleunigst angegangen werden. Er setzte alle Hebel in Bewegung, und das Telefon stand nicht mehr still, bis er die besten und günstigsten Firmen in ganz Süddeutschland ausgemacht hatte, die ihm die Materialien lieferten und die entsprechenden Trachtenteilstücke schneiderten. Nur durch den unermüdlichen Einsatz des Ehepaares Schuler war es möglich und ist es gelungen, die Tracht, die keine Uniform sein sollte, in der vom Landesverein vorgeschriebenen Form und Aus-stattung qualitativ hochstehend und für die Vereinskasse einigermaßen kostengünstig anzuschaffen. Die Vollendung der Tracht erfolgte dann in den Wintermonaten 1994/1995. Ihren ersten öffentlichen Auftritt in ihrer vollen Montur hatten sie beim Standkonzert und bei der feierlichen Gestaltung der Messe in Haus im Wald in Nieder-bayern, anläßlich des ersten gemeinsamen Probenwochenendes vom 31. 3. – 2.4.1995.

Die einzelnen Trachten setzen sich folgendermaßen zusammen:
Männer- bzw. Knabentracht

Die Männer bzw. Jugendlichen tragen einen festlichen, etwa oberschenkel- bis knie-langen Tuchrock in den Farben schwarz, braun, grün , hellblau und dunkelblau. Ent-lang der rechten Vorderkante läuft eine Knopfreihe, welche aus Silber ist. Die in Roko-ko-Art geschwungenen Taschenpatten sind hoch angesetzt. Die Taschenpatten, sowie die deutlich ausgeprägten Ärmelaufschläge, sind ebenfalls mit silbernen Knöpfen ver-sehen.

Der Musikant trägt zum Tuchrock eine längere kamisolartige einreihige rote Tuchweste mit Silberknöpfen. Darunter trägt er eine schwarze Kniebundlederhose.

Die handgestrickten blauen Kniestrümpfe stecken in schweren, schwarzen und mit Ab-satz und Silberschließe versehenen Schuhen. Ebenso wird der breitkrempige „Holzknechthut“ von einer silbernen Schnalle geziert. Das weiße Trachtenhemd mit Stehkragen wird durch einen Halsschmuck, der ein Halsflor ist ( schwarzes Seidentuch geknotet) ergänzt.

Damen- bzw. Mädchentracht

Die Frauen- bzw. Mädchentracht setzt sich zusammen aus einem in Falten gelegten längeren Rock (fast knöchellang) aus festem Tuchstoff in den Farben blau, grün, schwarz und weinrot. Der Rock wird von einer Seidenschürze in traditionellen und dazu passenden Farben überlagert.

Das Oberteil ist miederartig ausgeprägt. Der Ausschnitt ist über der Verschnürung mit einer silberfarbigen Borte hervorgehoben. Zur weißen, einfachen Bluse wird ein schwarzer, seidiger Halsflor mit kleiner Florschnalle (Silber) getragen.

Für kältere Wetterbedingungen steht ein ausgeprägt tailliertes, schlichtes, schwarzes Spenzerjäckchen, mit einem grünen Rand am Schößchen, zur Verfügung.

Die Kopfbedeckung ist eine handgearbeitete Haube, auch „Bramal“ genannt, mit schmalem Biberpelzrand und Stoffboden, der die gleiche Farbe hat wie der Rock. Die Strümpfe sind weiß und handgearbeitet. Die Schuhe sind flach und haben nur einen kleinen Absatz, der zum Oberleder rot abgesetzt ist.